Neuzelle
Die Stiftung des Klosters NOVA CELLA - Neuzelle durch Heinrich den Erlauchten, Markgraf von Meißen und der Ostmark im Jahre 1268 erwies sich prägend für den Klosterort und seine Umgebung während seines Bestehens fast 550 Jahre lang und bis heute.
Die Zisterzienser handelten nach der Ordensregel ORA ET LABORA - Bete und arbeite. So wurde das Kloster nicht nur religiöses, sondern auch kulturelles und landwirtschaftliches Zentrum für die einwandernden deutschen Kolonisten und die bereits ansässige slawische Bevölkerung
1817 nach der Angliederung der Niederlausitz an Preußen (1815 ) wurde das Kloster als letztes Mönchskloster aufgelöst. Das nunmehrige Stift mit Neuzelle als Verwaltungszentrum übernahm einen Ort mit vielen oft dem Kloster verbundenen Handwerkern in Neuzelle, Bauern in den Vorwerken und weiten Waldgebieten.
Die kulturelle Tradition, vor allem des Bildungswesens der Klosterschule wurde fortgesetzt durch ein preußisches Lehrerseminar und nachfolgende Lehrerausbildungs- einrichtungen bis zu heutigen deutsch-polnischen Gymnasium. Ordensschwestern wirkten von 1948 - 1993 im katholischen Priesterseminar und fast 100 Jahre im St. Florianstift, wo sich nun Heim und Schule für Geistigbehinderte befinden.
Die religiösen Traditionen der katholischen Bevölkerung des Ortes (ca. 1/3 von 2000 Einwohnern) werden besonders durch die alljährliche Fronleichnams- prozessionen und Wallfahrten zur Marienkirche (Stiftskirche) deutlich. Beide Kirchen und mit ihnen der Ort Neuzelle blieben erhalten, als hier vom 04. Februar bis 24. April 1945 die Kämpfe an der Oderfront viele Opfer forderten Die Gräber von 68 der Kriegsgefallenen werden auf dem Friedhof des Ortes seit dem gepflegt.
Nun ist 41 Jahre nach der rechtmäßigen Auflösung das Stift als Stiftung des öffentlich Rechts wieder in Leben gerufen worden. Auch als Verwaltungszentrum des Amtes Neuzelle ist der Ort wieder Mittelpunkt. Baubetriebe, Handel, Handwerk und die Agrargenossenschaft prägen das Wirtschaftsprofil. Viele Vereine und drei Chöre sind aktiv.
Die traditonsreie Neuzeller Schützengilde hat eine 2. Schießanlage auf dem Hutberg in Streichwitz und viele Mitglieder auch aus der weiteren Umgebung. Auch von weither kommen viele Menschen, um die beiden für den nordostdeutschen Raum einzigartigen Barock - Kirchen zu sehen, die Brauerei zu besichtigen und das Neuzeller Klosterbräu, gebraut in 400jähriger Tradition, zu kosten.
Die Tourismusinformation bietet Führungen durch den Kreuzgang und einschlägige Literatur an. Viel Arbeit gibt es für das Amt für Denkmalpflege in und an den Klosterbauten und im einstigen Barockpark. Er hat sich schon stark verändert, wird u. a. auch mit EU - Geldern wieder hergerichtet mitsamt der Orangerie.
Hier sollen ebenso wie in der schon weitgehend restaurierten Stiftskirche und den nun an die Reihe kommenden Gebäudeteilen des ehemaligen Kloster die schon weitbekannten Veranstaltungen des Neuzeller Kultursommers stattfinden, vor allem Konzerte und Ausstellungen. So gewinnt der Ort zusehends überregionale Bedeutung.
Dem wird auch die Infrastruktur gerecht, z.B. durch den neuen Park- und Rastplatz in der Bahnhofstraße. Der schöne Fasanenwald, das reizvolle Dorchetal und der Klosterpark stehen unter Landschaftsschutz und laden wie die weiten Oderwiesen zu Wanderungen ein. Ein sommerlicher Anziehungspunkt ist das neugestaltete Freibad/ Erlebnisbad neben der neuen Sporthalle.
Texte:
Hildegard Schneider, Neuzelle